Sommerbilanz 2016: Insgesamt mehr als 1.146.000 Blitze in Österreich

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1.146.503 Blitze in Österreich

Blitz-Report Sommer 2016

Executive Summary

Wien, 14.10.2016 – Der Sommer 2016 war in Österreich geprägt von zahlreichen heftigen Regenschauern und Gewittern. Das Blitzmessnetz des Wetterdienstes UBIMET registrierte österreichweit exakt 1.146.503 Blitzentladungen und somit gut 40 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Zudem belegt der Sommer den ersten Platz seit Beginn der Auswertungen im Jahr 2009.

Steiermark-ist-2016-das-blitzreichste-Bundesland
Steiermark
Oberösterreich
Niederösterreich
Kärnten
Tirol
Salzburg
Burgenland
Vorarlberg
Wien

Steiermark ist 2016 das blitzreichste Bundesland

Die Steiermark führt mit rund 365.000 Entladungen das Bundes-länderranking deutlich vor Oberösterreich an. Die Umgebung von Graz bildete, wie zuletzt 2015, die blitzreichste Region Österreichs.

Die Stadt Graz machte ihrem Namen als „Blitzhauptstadt Österreichs“ wieder alle Ehre. Am häufigsten blitzte es im Juli und August, vergleichsweise wenige Gewitter gab es hingegen im Juni. Mit 350.600 Ampere registrierte das Blitzmesssystem im Tiroler Fügenberg den stärksten Blitz des Sommers.

Die Gewitter brachten darüber hinaus neben wolkenbruchartigem Regen gebietsweise massiven Hagelschlag. Vor allem in der Steiermark, im Burgenland und Teilen Niederösterreichs richtete Hagel in der Landwirtschaft Schäden in Millionenhöhe an. Wirksamen Schutz vor Blitzschlägen bieten in der Regel nur massive Gebäude mit Blitzableitern sowie Fahrzeuge. Im Haushalt kann man sich am einfachsten durch das Ausstecken der wichtigsten elektrischen Geräte vor Schäden schützen.

Blitze in Österreich: Details des Sommers 2016

Der wechselhafte Sommer 2016 geht wenig überraschend als Blitzesommer in die Statistik ein: Exakt 1.146.503 Blitzentladungen zählte das Blitzmess-netz des Wetterdienstes UBIMET vom 1. Juni bis 31. August in Österreich. Verglichen mit demselben Zeitraum des Vorjahres sind das um rund 40 Prozent mehr Blitze. Im Gegensatz zum Sommer im vergangenen Jahr waren die heurigen Sommermonate geprägt durch Tiefdruckeinfluss. Die Luft war häufig feucht, schwülwarm und damit gewitteranfällig. Lange beständige Hochdruckwetterlagen oder gar Hitzewellen blieben hingegen nahezu komplett aus. Die Folge war der blitzreichste Sommer seit mindes-tens sieben Jahren.

Anzahl der Blitze & Blitzduchte Österreich 2016 – Verteilung nach Bundersland

Anzahl der Blitze & Blitzduchte Österreich 2016 - Verteilung nach Bundersland
BundeslandAnzahl der BlitzeBlitzdichte*
Steiermark364.57022,23
Oberösterreich179.32114,97
Niederösterreich162.24214,36
Kärnten135.09614,16
Tirol127.71811,21
Salzburg102.77611,14
Burgenland44.17910,10
Vorarlberg29.2368,46
Wien1.3653,29
Österreich Gesamt1.146.50313,67

*Anzahl Blitze pro Quadratkilometer

In der feuchten Luft bildeten sich vor allem im Bergland zahlreiche heftige Gewitter. Der Alpenostrand von den Bergen Unterkärntens über die Steiermark bis ins südliche Niederösterreich war besonders häufig von schweren Gewittern betroffen.

Nicht umsonst wird diese Region von manchen Meteorologen als‚ Feuergürtel‘ Österreichs bezeichnet. Aber auch im Mühl- und Waldviertel, im Flachgau sowie in Tirol entluden sich immer wieder starke, blitzintensive Gewitter, die Schäden verursachten.

Die Steiermark führt die Bundes-länderstatistik an: Mit 364.570 Blitzentladungen und 22,23 Blitzen pro Quadratkilometer liegt das Bundesland unangefochten auf Platz eins. Gut ein Drittel aller österreichweit registrierten Blitze entfallen auf die Steiermark.

Auf den weiteren Plätzen folgen Oberösterreich, Niederösterreich und Kärnten. Am seltensten bekam man Blitze in Wien zu Gesicht: Mit gerade einmal 1.365 Entladungen und 3,29 Blitzen pro Quadratkilometer gab es heuer allerdings dennoch sechs Mal so viele Blitze wie im gewitterarmen Sommer des Vorjahres.

Abweichung Blitzdichte 2016 [%] vom Mittel aus 2015 und 2016

Anzahl-der-Blitze-pro-km2-in Österreich-2016

Graz: Österreichs Gewitterhauptstadt 2016

Die steirische Landeshauptstadt Graz positionierte sich als Gewitterhauptstadt Österreichs: An 36 der 92 Sommertage gab es zumindest einen Blitz im Stadtgebiet. Im Schnitt waren es 31,50 Blitze pro Quadratkilometer und somit zweieinhalb Mal so viele wie im österreichischen Durchschnitt. Noch mehr Blitze, nämlich 38,35 Blitze pro Quadratkilometer, registrierte das Blitzmessnetz nur im Bezirk Graz-Umgebung. Zum Vergleich: In Wien lag die Blitzdichte im selben Zeitraum bei gerade einmal 3,29 Blitzen pro Quadratkilometer.

Der Großraum Graz zählt damit, wie schon 2015, österreich- und europaweit zu den gewitter- undblitzreichsten Regionen. Der Grund dafür ist die Lage am Südostrand des Alpenbogens. Dadurch trifft hier im Sommer häufig kühlere Luft vom Atlantik auf heiße Mittelmeerluft.

Diese Kombination verursacht im gesamten Südosten Österreichs immer wieder schwere Unwetter mit Starkregen, Sturm und Hagel.

Anzahl der Blitze & Blitzduchte Österreich 2016 – Verteilung nach Landeshauptstadt

Anzahl der Blitze & Blitzduchte Österreich 2016 - Verteilung nach Landeshauptstadt
HauptstadtGesamtanzahl der BlitzeBlitzdichte*
Graz4.03231,50
Innsbruck1.56715,00
Wien1.3653,29
Klagenfurt1.30910,91
Salzburg1.10616,93
Linz8028,43
Sankt Pölten6666,17
Bregenz28010,07
Eisenstadt1593,69

*Anzahl Blitze pro Quadratkilometer

Die Blitzdichte lag im Sommer 2016 in nahezu ganz Österreich deutlich über den Werten von 2015. Besonders auffallend ist der Unterschied im östli-chen Flachland und am Alpenostrand, wo im Gegensatz zum Vorjahr we-sentlich mehr Gewitter niedergingen. Seltener als vor einem Jahr blitzte es hingegen vom Montafon über den Tiroler Alpenhauptkamm bis nach Osttirol und Oberkärnten.

Abweichung-Blitzdichte-2016-vom-Mittel-aus-2015-und-2016

2016 Blitzreichstes Jahr seit Sieben Jahren

Anzahl der Blitze von 2009 bis 2015*

2016: 1.146.503
2015: 765.526
2014: 442.303
2013: 452.167
2012: 1.067.930
2011: 665.570
2010: 939.570
2009: 1.003.171

Verglichen mit den vergangenen Jahren brachte der Sommer 2016 wesentlich mehr Blitze. Ähnlich viele Blitze wurden nur 2009 und 2012 mit jeweils knapp über einer Million registriert. Das Jahr 2016 war damit das blitzreichste Jahr seit mindestens sieben Jahren.

*Bei der Anzahl der Blitze von 2009 bis 2015 handelt es sich jeweils um die Bilanz des gesamten Jahres. 2016 wurden hingegen nur die Sommermonate Juni, Juli und August berücksichtigt.

Intensität und Stärke der Blitze

Der stärkste Blitz wurde am 6. Juni in Fügenberg in Tirol mit einer absoluten Stromstärke von 350.600 Ampere gemessen. Ein derartiger Blitz liefert für Sekundenbruchteile soviel elektrische Energie, wie 30.000 Waschmaschinen bei gleichzeitigem Betrieb benötigen. Solche Extremwerte kommen allerdings nur selten vor: Die gemittelte absolute Stromstärke aller in Österreich registrierten Blitze betrug vergleichsweise geringe 5.650 Ampere. Zudem ist die Stärke von Blitzen während der Sommermonate höher als im Rest des Jahres. Je stärker die Sonneneinstrahlung, desto höher sind der Wasserdampfgehalt der Atmosphäre und die Temperatu-ren. Folglich kann mehr Spannung aufgebaut werden.

Die Stärke eines Blitzes hängt dar-über hinaus von der Ladung ab, das heißt, ob ein Blitz positiv oder negativ geladen ist.

Stärkster-Blitz-in-Tirol-mit-knapp-350600-Ampere

Stärke von Blitzen

Die Stärke eines Blitzes ist abhängig von der Ladung: Positiv geladene Blitze erreichen höhere Stromstärken und sind somit gefährlicher als negativ geladene Blitze. Positiv geladene Blitze erkennt man an einer heftigen Entladung zwischen der Erdoberfläche und der Wolke. Im Volksmund sagt man oft, dass der Blitz eingeschlagen hat. Positive Blitze machen nur rund fünf Prozent aller Entladungen aus. Aufgrund ihrer großen Stromstärken können sie allerdings Brände oder Schäden an Elektrogeräten verursachen. Einen wirksamen Schutz davor bietet bei Gebäuden der Blitzableiter. Im Falle eines Einschlages wird
die Spannung über diesen an der Gebäudeaußenseite abgeleitet, ohne gravierende Schäden zu verursachen. Durch die mitunter entstehende Überspannung können aber indirekt dennoch elektrische Geräte wie Waschmaschinen, Geschirrspüler, Fernseher oder Kaffeemaschinen Schaden nehmen. Der effektivste Schutz vor Schäden an Elektrogeräten, sowohl durch direkten als auch indirekten Blitzschlag ist, diese bei Gewittern auszustecken.

Starkregen

Gewitter gehen gerade in den Sommermonaten neben zahlreichen Blitzentladungen häufig mit wolken-bruchartigem Regen, Sturmböen und Hagel einher. Im Sommer 2016 waren sehr starke Regenfälle mit nahezu tropischen Ausmaßen besonders häufig: Zum Teil gab es enorme Regenmengen von bis zu 15 Liter pro Quadratmeter innerhalb von nur zehn Minuten. Sowohl Böden als auch Kanalisation konnten derart große Regenmengen nur sehr schwer oder gar nicht aufnehmen. Überflutungen, Hangrutschungen und Muren waren die Folge.

Von Unterkärnten über die südliche Steiermark bis ins Burgenland richtete zudem starker Hagel Millionenschäden an landwirtschaftlichen Kulturen an. In der Steiermark war etwa der 15. August einer der schadensträchtigsten Tage dieses Sommers. Mit Ausnahme der Obersteiermark gab es in nahezu allen Landesteilen Meldungen von massivem Hagelschlag mit mehreren Zentimetern Durchmesser.

Die Blitzmessung basiert im Allgemeinen auf der Erfassung elektromagnetischer Wellen. Sobald eine gewisse Intensität überschritten wird, registriert das Messsystem den Blitz. Das Blitzortungssystem von UBIMET misst eine Blitzentlandung bereits ab einer Stromstärke von drei Ampere. Ein Blitz wird von mehreren Sensoren erfasst und ein mathematischer Algorithmus berechnet auf Basis der gemeldeten Daten den Ort bis auf 75 Meter genau. Damit ist dieses System weltweit eines der genauesten, mit dem selbst geringe Entladungen registriert werden können. Diese präzisen Blitzinformationen sind für die Vorhersage von Unwettern ein unverzichtbares Element. Je genauer diese sind, umso besser können die Stärke, Zugbahn und -geschwindigkeit eines Unwetters eingeschätzt und entsprechende Warnungen erstellt werden.

Zusätzlich unterscheidet das Blitzortungssystem von UBIMET mit einer patentierten 3-D-Technologie zwischen Wolke-Wolke- und Wolke-Boden-Blitzen. Beim Wolkenblitz findet die Entladung innerhalb einer Wolke oder zwischen zwei Wolken statt. Der Erdblitz entsteht hingegen zwischen der Erdoberfläche und der Wolkenunterseite.

nowcast misst mit dem Blitzmesssystem LINET Blitze im Schnitt auf 75 Meter genau. Dieses Video erklärt anschaulich, wie die Messung mit Hilfe des Time of Arrival Verfahrens (TOA) funktioniert.

Über UBIMET

UBIMET ist ein global führender Anbieter meteorologischer Prognosesysteme, Auskünfte und maßgeschneiderter Dienstleistungen. Bei allen Services legt UBIMET größten Wert auf Qualität und die Erfüllung von Kundenbedürfnissen. 24/7, an 365 Tagen im Jahr, werden Wettermodelle, Radar- und Satellitenbilder von Hochleistungsrechensystemen und Experten aus Meteorologie, Mathematik, Physik, Geowissenschaften sowie Informatik ausgewertet und interpretiert. Dies führt zu leading-edge Lösungen, die Unternehmen dabei helfen in ihrer Branche effizienter, kostenbewusster und erfolgreicher zu arbeiten als der Mitbewerb.

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