Arktische Meereisausdehnung derzeit auf Rekordtief

UBIMET: Viel zu warmer Jänner führt zu geringster Eisbedeckung seit Messbeginn 1979

Wien, 09.02.2016 – Der rund sechs Grad zu milde Jänner sorgt für eine rekordverdächtig geringe Eisbedeckung in der Arktis. Auf das langjährige Mittel fehlen derzeit knapp 1 Mio. km² an Eisfläche, eine Fläche zwölf mal so groß wie Österreich. Laut dem Wetterdienst UBIMET reiht sich der Jahresauftakt 2016 somit nahtlos in den langfristigen Trend ein, denn seit 1979 ist das polare Meereis auf dem Rückzug.

Am 07. Februar 2016 betrug die Eisausdehnung in der Arktis 14,1 Mio. km², im Durchschnitt sollte die Fläche zu dieser Zeit des Jahres aber 15,0 Mio. km² betragen. „Auf das langjährige Mittel (1981 – 2010) fehlen also derzeit knapp 1 Mio. km² an Eisfläche“, sagt UBIMET-Meteorologe Konstantin Brandes. „Dies entspricht immerhin etwa der 12-fachen Fläche von Österreich, beziehungsweise der dreifachen Größe Deutschlands.“ Selbst im bisherigen Negativ-Rekordjahr 2012 wurde zu dieser Zeit im Jahr eine größere Eisfläche gemessen als zu Beginn des heurigen Jahres. Wenn das Sommerhalbjahr 2016 ähnlich warm ausfällt wie die vergangenen Jahre, dann könnte der Arktis im diesjährigen Herbst ein neues Rekordminimum bevorstehen.

Hauptursache für die aktuell so geringe Meereisausdehnung ist der viel zu milde Jänner in diesen Regionen. Dieser fiel in den hohen Breiten rund 6 Grad zu warm aus, auch die Wassertemperaturen des Arktischen Ozeans sind überdurchschnittlich temperiert. Somit konnte sich das Meereis an seinen Rändern nur schwer ausdehnen. Besonders markant ist das Fehlen des Meereises momentan in der Kara- und Barentssee zwischen Spitzbergen und der russischen Insel Novaya Zemlya. Aber auch auf pazifischer Seite liegt die Meereisfläche momentan weit unter dem langjährigen Mittel.

Trend setzt sich fort

Das Meereis in der Arktis ist schon seit Jahren auf dem Rückzug, und das nicht nur im Sommerhalbjahr. Somit reiht sich der Jahresauftakt 2016 mit seiner historisch geringen Eisausdehnung nahtlos in diesen Trend ein. „Im Jahr 1979 wurde begonnen, die Meereisfläche mit Hilfe von Satelliten systematisch zu messen“, so Brandes. „Seitdem nimmt die Ausdehnung der Eisfläche im Jänner durchschnittlich um rund 3% pro Jahrzehnt ab, diese Abnahme hat sich in den vergangenen Jahren aber noch beschleunigt“.

Einfluss auf das Weltklima

Das arktische Meereis ist für das Weltklima von großer Bedeutung. Seine äußerst helle Oberfläche reflektiert etwa 80 Prozent der einfallenden Sonneneinstrahlung wieder in den Weltraum. Diese wird somit nicht in Wärme umgewandelt. „Die Eisbedeckung im Winterhalbjahr hat auf die globale Energiebilanz keine markanten Auswirkungen, da zu dieser Jahreszeit rund um den Nordpol die Polarnacht herrscht. Dort gibt es also ohnehin kaum einfallende Sonnenstrahlung, welche in Wärme umgewandelt werden könnte,“ sagt Brandes. „Durch den Klimawandel und die geringere Meereisfläche sind im Sommerhalbjahr aber immer größere, dunklere Wasseroberflächen der Sonne ausgesetzt. Diese Ozeanflächen absorbieren bis zu 90 Prozent der einfallenden Strahlung und speichern sie in Form von Wärme.“ Dies beschleunigt die Erderwärmung und das Meereis schmilzt noch schneller.