Rekordniederschlag: In Osttirol und Oberkärnten nassester Monat seit Messbeginn

UBIMET: Dezember etwa 2 Grad zu mild, im Flachland wenig Sonnenschein

Wien, 30.12.2020 – Der Dezember 2020 schließt im Flächenmittel über ganz Österreich betrachtet knapp 2 Grad milder als das klimatologische Mittel ab. Nach Angaben der Experten der Österreichischen Unwetterzentrale (www.uwz.at) sorgten zahlreiche Südlagen für extreme Niederschlagsmengen in Osttirol und Kärnten, so wurde etwa in Lienz mit mehr als 800% des Solls der bislang nasseste Monat der dortigen Messgeschichte aufgestellt. An der Alpennordseite sorgte die Abwechslung aus Inversionswetterlagen und Föhnlagen dagegen für weniger Niederschlag als üblich, zudem gab es im Flachland sehr wenig Sonnenschein.

Der Dezember 2020 war landesweit 1,9 Grad milder als im langjährigen Mittel von 1981 bis 2010 und von mehreren Südlagen geprägt. Damit setzt sich die Serie an milden Dezembermonaten fort: Leicht unterdurchschnittlich verlief der Dezember zuletzt im Jahre 2012. Die größten Abweichungen von teils mehr als +3 Grad wurden vom Salzkammergut bis ins Weinviertel verzeichnet, nahezu durchschnittlich war der Monat dagegen am Tiroler Alpenhauptkamm sowie in Osttirol und Oberkärnten. An einer Station des Landes war der Monats sogar unterdurchschnittlich temperiert: In Lienz beträgt die Abweichung -1 Grad. „Dank seiner windgeschützten Lage und des schneebedeckten Bodens konnte die Luft vor Ort effektiv abkühlen“, erklärt Manfred Spatzierer, Chefmeteorologe der Unwetterzentrale. Eistage mit einem Höchstwert unter 0 Grad waren generell selten, in Bregenz und Linz gab es gar keinen einzigen. In Wien, Graz, St. Pölten, Eisenstadt und Innsbruck wurde lediglich ein Eistag verzeichnet, in Salzburg waren es 2 und Klagenfurt 5. Üblich wären meist etwa 5 bis 6 bzw. in Klagenfurt sogar 11.

Extreme Südstaulagen

Bereits kurz nach Monatsanfang kam es am vom 4. bis zum 6. zu einem schweren Föhnsturm in den Nordalpen und ergiebigen Schneemengen in Osttirol und Oberkärnten. „In den Nordalpen wurden orkanartige Böen bis 109 km/h gemessen und die Temperaturen kletterten in der Eisenwurzen auf bis zu 17 Grad“, erinnert sich Spatzierer. In Osttirol und Oberkärnten wurde dagegen innerhalb von nicht einmal zwei Tagen bereits mehr Niederschlag gemessen, als normalerweise in einem ganzen Winter zu erwarten ist. In den Tälern gab es dabei teils mehr als 1 Meter Neuschnee und auf den Bergen herrschte in Osttirol die höchste Lawinenwarnstufe 5. Ein weiteres Italientief folgte am 8. Dezember, danach herrschte längere Zeit ruhiges Wetter, ehe am 28. ein neues Italientief selbst im Raum Villach rund 40 cm Neuschnee brachte. „In Lienz, Sillian und Döllach war der Dezember der niederschlagsreichste Monat der jeweiligen Messgeschichte“, analysiert Spatzierer. In Summe gab es etwa in Lienz 443 Liter pro Quadratmeter Niederschlag, also 850% des durchschnittlichen Dezemberniederschlags von 52 Liter pro Quadratmeter. Noch mehr Niederschlag wurde im Lesachtal mit 537 Liter pro Quadratmeter in Kornat gemessen. Neue Monatsrekorde wurden zudem in ganz Osttirol sowie in weiten Teilen Oberkärntens aufgestellt. Vereinzelt wurden auch bei der maximalen Schneehöhe neue Monatsrekorde aufgestellt, wie etwa in St. Jakob in Defereggen mit 143 cm und Kornat mit 149 cm. Auch in Lienz war der Dezember der schneereichste Monat der dortigen Messgeschichte. Deutlich zu trocken war der Monat hingegen an der Alpennordseite, so gab es vom Außerfern bis ins Weinviertel oft weniger als 50% des üblichen Dezemberniederschlags.

In den Niederungen wenig Sonnenschein

Hand in Hand mit den Südstaulagen kam es in den Nordalpen mehrmals zu stürmischem Föhn, klassische Weststürme sind dagegen vollständig ausgeblieben. Abgesehen von den Südlagen war der Monat somit durch anhaltende Inversionswetterlagen geprägt. Während man dabei im Bergland viel Sonnenschein genießen konnte, gab es von Unterkärnten bis ins östliche Flachland oft beständigen Hochnebel. „In Pörtschach gab es im gesamten Monat nur 7 bzw. in Klagenfurt 10 Sonnenstunden“, analysiert der Experte. Das entspricht lediglich 10 bis 15% des Solls. Vom Grazer Becken bis ins Wiener Becken wurde die Bilanz erst nach Weihnachten etwas aufgebessert, auch hier war der Monat mit nur 30 bis 45% der üblichen Sonnenstunden aber einer der trübsten der Messgeschichte. Teils überdurchschnittliche Werte wurden dagegen in den Nordalpen aufgestellt, Spitzenreiter ist Bad Aussee mit sogar 150% des Solls.

Extremwerte Dezember 2020 (Bundesland, Tag des Auftretens)

Stand: Heute, 30.12.2020, 10 Uhr

Höchste Temperaturen

17,0 Grad Schönau an der Enns (OÖ, 5.)

16,9 Grad Waidhofen an der Ybbs (NÖ, 5.)

16,7 Grad Bad Ischl (OÖ, 6.)

Tiefste Temperaturen Hochtäler

-20,4 Grad St.Michael/Lungau (S, 27.)

-19,9 Grad St. Jakob/Defereggen (T, 27.)

-18,3 Grad Mariapfarr (S, 27.)

Tiefste Temperaturen unter 1000 m Seehöhe

-15,9 Grad Lienz (T, 27.)

-14,9 Grad Summerau (OÖ, 27.),

-14,3 Grad Mittersill (S, 4.)

Anzahl Eistage (Höchstwert unter 0 Grad)

20 St. Jakob/Defereggen (T), Dellach (K)

18 Semmering ()

17 St.Michael/Lungau, Bad Bleiberg, Preitenegg (K)

Nasseste bewohnte Orte

537 Liter pro Quadratmeter Kornat (K)

457 Liter pro Quadratmeter Kötschach-Mauthen (K)

443 Liter pro Quadratmeter Lienz (T)

401 Liter pro Quadratmeter Dellach (K)

387 Liter pro Quadratmeter Sillian (T)

Trockenste Orte

13 Liter pro Quadratmeter Limberg (NÖ)

14 Liter pro Quadratmeter Langenlois, Allentsteig (NÖ)

15 Liter pro Quadratmeter Litschau, Raabs/Thaya, Irnfritz, Gars am Kamp, Laa/Thaya (NÖ)

Absolut sonnigste Stationen

100 Sonnenstunden Dachstein/Hunerkogel (OÖ)

98 Sonnenstunden Feuerkogel (OÖ)

96 Sonnenstunden Rax Bergstation (NÖ)

Sonnigste bewohnte Orte

80 Sonnenstunden Ramsau am Dachstein (ST)

76 Sonnenstunden Bad Aussee (ST), Radstadt (S)

74 Sonnenstunden St. Veit / Pngau (S)

Stärkste Windspitzen Niederungen

109 km/h Abtenau (S, 6.)

108 km/h Windischgarsten (OÖ, 5.)

98 km/h Zell am See (S, 4.)

Stärkste Windspitzen Berge

143 km/h Rudolfshütte (S, 28.), Patscherkofel (T, 27.)

140 km/h Brunnenkogel (T, 6.)

133 km/h Hahnenkamm/Ehrenbachhöhe (T. 4.)